Kunst- und Poesietherapie

Kunsttherapeutisches Verständnis

Das kunsttherapeutische Atelier ist für mich ein Raum, eine Fläche und ein Feld interdisziplinärer Strömungen, Diskurse und Bewegungen. Es bietet einen Zwischenraum für das eigene Handeln. Es ermöglicht ein Experimentierfeld, was sich freier gestalten lässt auf dem Papier mit Farben, Linien und Formen – freier, losgelöster von Normierung und Begrenzung. Trotzdem genügend guten Halt im sicheren Rahmen des kreativen Agierens im Atelierraum, ohne im kreativen Flow sich selbst zu verlieren.

Kunst und Therapie gehen eine Verbindung ein, ohne dass das entstehende Werk an kreativer Kraft und Ausdruckstärke verliert. Im Zentrum der Konzentration steht nicht die emotionale Ausbeutung eigener Innerlichkeit, sondern eine Suchbewegung nach dem persönlichen Gleichgewicht zwischen ausdrucksstarker Kunst und individueller körperlicher Ganzheitlichkeit, Entwicklungs- und Wachstumsprozessen.

In der Bildbetrachtung würdige ich verletzliche Persönlichkeitsanteile, sowie die Deutungs- und Verortungshoheit der schöpferischen und schaffenden Person eines Werkes. Das dialogische Element zwischen Bild, Schöpfer_in und Betrachter_in bildet den sicheren Boden der gemeinsamen Bildbetrachtung.

Poesietherapeutisches Verständnis

Schreiben als Raum zwischen Schweigen und Sprechen. Schreiben beruhigt die Seele und klärt den Geist. Innere Stimmen werden gehört. Die wohlwollenden Zuhörer:innen bezeugen das geschriebene Wort und die Sprache der schreibenden Person die sich traut die eigene poetische Stimme zu festigen und zu kultivieren.

Schreibimpulse wirken als Anregung, um in die eigene schreibende Selbstbegegnung sich vertiefen zu können. Vorgegebene Formen wie das Elfchen, der Brief o.ä. fungieren als sichere Rahmung, um den eigenen gehaltvollen Worten Halt geben zu können. Manchmal braucht ein frei geschriebener Text eine Verdichtung, um in den spürbaren Kontakt mit einer Lebensfrage gehen zu können und um letztlich die persönliche Essenz schreibend aus dem Bauchgefühl herauszuarbeiten.

Beim Lesen geschriebener Kunstwerke wird das wertschätzende Zuhören kultiviert. Im Austausch über den Schreibprozess stehen die Erfahrung des Schreibens und die Berührung von Worten auf das eigene Wahrnehmen im Fokus des Dialoges.

Zunehmend verbinde ich auch Übungen aus den Achtsamkeitslehren mit Kreativanregungen und Schreibimpulsen, um die feinen Schichten und Nuancen menschlicher Wahrnehmung zu stärken und zu schärfen.

Und weil gemeinsame und geteilte Kreativität verbindet, Lebensfreude schenken kann und einfach Spaß macht.