Der eigene Weg zum Atem als Anker im Alltag
2012 führte mich eine sehr enge Freundin in die Form der Zen-Meditation ein. Die Sehnsucht nach einem inneren friedvollen Ort im eigenen Körper, während es im Außen stürmt und hohe Wellen schlägt, motivierte mich, meditieren lernen zu wollen. Wie auch der Wunsch, Meditation möge mir im Alltag helfen, den Kontakt zum eigenen inneren Selbst, zum inneren roten Faden aufrecht zu erhalten und vertiefen zu können. Es waren zunächst eine Sehnsucht und eine leise Ahnung, was Meditation bedeuten könnte, die mich antrieben.
Durch einen Zufall landete ich in einem Bildungsurlaub – der Yoga-Kurs war bereits ausgebucht – beim Achtsamkeitslehrer Ralf Braun, der mir als erster Lehrer die Übungen, Inhalte und Haltungen der Achtsamkeitslehren nach Jon Kabat-Zinn (MBSR) näher bringen konnte. In einer Zeit, die von Umbrüchen und Veränderungen geprägt war, kam es genau richtig. Die Übungen vom MBSR unterstützten mich bei dem Vorhaben, nicht mehr rauchen zu wollen. Sie verhalfen mir dabei, neue eigene wohlwollende, nährende und liebevolle Muster zu entwickeln – statt den eigenen Atem weiterhin zu vergiften, begriff ich selbst: zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit.
Die Erfahrungen vertieften das eigene Vertrauen in den Prozess der Achtsamkeit – ich übe weiter.
Die Hürden im Alltag und die Hürden beim Meditieren sind ein verlässlicher Begleiter, wo es immer wieder gilt: Innehalten – die Aufmerksamkeit lenken – Ablenkungen sind normal – und immer wieder sich erinnern – ans Atmen.
Eine Haltung, die sich mit Handlung verbindet und immer wieder geübt sein will. Dabei sich selbst verzeihen, wenn mal etwas weniger gut klappt und die Qualitäten von Mitgefühl und Selbstmitgefühl kultivieren lernen.
Im Üben und Meditieren gibt es kein Ziel zu erreichen und kein Ankommen. Es ist nie fertig. Es gibt immer wieder nur den gegenwärtigen Moment: wahrnehmen, was jetzt ist.
Mit großer Dankbarkeit erfüllt mich die Aufgabe, andere Menschen bei den Erfahrungen von Meditation und Achtsamkeitsübungen begleiten zu dürfen. Es ist ein wechselseitiges Lernen, Erfahren und Teilen von Hürden, mit denen kein Mensch allein ist. Es ist menschlich und darin verbinden wir uns im Miteinander.
Mittlerweile halten Achtsamkeitsübungen und Meditationen immer mehr Einzug in Unternehmen als Stressmanagementprogramme, in therapeutischen Settings als Instrumente zur Schulung der Wahrnehmung, Stärkung der Selbstregulationsfähigkeiten u.a., und auch in sozialen Einrichtungen als Werkzeuge zur Psychohygiene und Burnout-Prävention.
Für mich persönlich steht weniger der handwerkliche Aspekt von Achtsamkeitsübungen im Zentrum meiner Aufmerksamkeit, sondern die gemeinsame Teilen von individueller Erfahrung und das achtsame Wahrnehmen von Mediationserlebnissen und Übungen im gegenwärtigen Moment des Erlebens.